Freitag, 13. April 2012

Thank you so much

Kaum zu glauben: das Indien Abenteuer ist vorüber. Österreich hat mich wieder. Ich bin froh, dieses Land ausgiebig genossen zu haben, obwohl einiges für eine Europäerin wie mich gewöhnungsbedürftig war: Schmutz, Lärm, mangelnde Hygiene; die Art und Weise wie Inder denken und handeln oder die Tatsache, dass man grundsätzlich wenig Privatsphäre hat. Aber genau diese Aspekte sind es, die den Aufenthalt spannend machen und an denen man fürs Leben lernen kann.

Indien wird als Schwellenland bezeichnet, weil es angeblich immer reicher wird. Aber wo geht dieser Profit hin? Millionen leben in armen bzw. ärmsten Verhältnissen, konzentriert darauf, allein und mit Hilfe der Mitmenschen den Alltag zu bewältigen. Vom Staat ist keine Hilfe zu erwarten. Fragt man die Kollegen am Montag wie das Wochenende war, erntet man staunende Gesichter. „Sandra, wir sind in Indien. Wir tun am Wochenende nicht viel.“ Der freie Tag - sofern es einen gibt – wird Haushaltsarbeiten und Familienbesuchen gewidmet. Die Konsum- und Spaßindustrie schlägt weit weniger durch als in den Industrieländern. Worüber sich Europa den Kopf zerbricht, kümmert die meisten Menschen in Indien nicht. What to do? Ist Einkommenssteigerung der indischen Bevölkerung DIE Lösung? Das reiche Europa leidet doch – so skurril es klingen mag – unter Wohlstand und Überfluss.

Beispiel Ernährung: Eine wichtige Frage in Indien ist „Veg oder Non-Veg?“ was so viel bedeutet wie: Vegetarier oder Nicht-Vegetarier. Frägt man zurück, behaupten viele Inder stolz, dass sie Non-Veg sind. Tatsächlich essen sie aber max. einmal pro Woche eine kleine Menge Fleisch oder Fisch. Andere (z.B. Brahmanen) sind strikte Vegetarier. Vegetarismus hat Vorteile in Bezug auf die Hygiene, Kosten und Gesundheit. Das Phänomen der Mangelernährung gibt es so oder so.  

Zurück zum indischen Alltag: Ein Tagesablauf einer Angestellten der Mittelklasse kann bspw. so aussehen: 4 Uhr aufstehen, Frühstück und Mittagessen kochen, zwei Stunden mit dem Bus zur Arbeit fahren, um 16 Uhr Heimfahrt, Abendessen kochen, Hausarbeiten, 22 Uhr Schlafenszeit. Der Mann kommt einmal in 14 Tagen heim, weil seine Arbeitsstelle vier Stunden entfernt ist. Weder Zeit noch Geld für Unterhaltung.

Probleme aufgrund der Gesellschaft, Armut und mangelnder Justiz sind nicht zu übersehen. Dazu gehören bspw. das Anzünden von Frauen in der Küche unter der Bezeichnung als „Haushaltsunfall“, der Zwang zur Abtreibung wenn sich das Ungeborene als Mädchen herausstellt, Selbstmord von Landwirten wegen schlechter Ernteerträge, Fahrerflucht nach Verkehrsunfällen weil sonst dem Täter droht, dass er von der Familie des Opfers gelyncht wird.

Trotzdem hält Indien viel Positives bereit – vor allem die Ursprünglichkeit und Authentizität des Landes – und es gibt eine Menge, die wir Europäer von den Indern lernen können: Mensch sein (neugierig, offen, intuitiv), Kontakt und Berührung zulassen, teilen können, den Mitmenschen und dem Leben vertrauen, Gelassenheit, Hilfsbereitschaft, sich nicht „zu gut“ sein für etwas, neidlos zufrieden sein, mit dem was und wie es ist.

Om. Shanti, shanti, shanti.

Ich danke Indien für die tausend kleinen Erfahrungen. Dafür dass ich wundervolle Menschen getroffen habe, die mir immer gerne geholfen haben. Dafür dass der Fluss des Lebens alles für mich zum Besten geregelt hat. Dafür dass Indien die für mich notwendigen Lernerfahrungen bereithielt.

Mein bester Dank gilt weiters den Lesern dieses Blogs. Ihr habt mich motiviert, immer wieder neue Geschichten zu schreiben.

DANKE, DANKE und ALLES LIEBE.

Sandra

Donnerstag, 12. April 2012

What I love about India - Nature

So laut, schmutzig und chaotisch die Megacities Indiens sein mögen. Kaum verlässt man die Städte, findet man herrliche Landschaften vor. Dabei reichen bereits geringe Distanzen (im Fall von Mumbai: 30 km), um die spektakuläre Natur zu erleben.

Kormorane
Indien bietet aufgrund der verschiedenen Klimazonen Hochgebirge im Himalaya, Wüste in Rajasthan, Mangrovensümpfe im Gangesbecken sowie tropischen Regenwald im Süden. 5 Prozent der Landesfläche stehen heute unter Naturschutz. Tiger, Elefanten, Löwen, Gibbons, Nashörner sind in insgesamt 102 Nationalparks zu bewundern. Im Hinduismus sind Tiere wie Elefanten, Affen, Kühe oder Schlangen heilig, weil sie indischen Göttern zugeordnet werden.   

Periyar Nationalpark
Es ist faszinierend, zu sehen, wie Gewürze wie Pfeffer, Kardamom, Ingwer und Zimt produziert werden bzw. wo Schwarztee, Kaffee und Kakao herkommen. Und es macht Spaß, Bäume wie Kokosnuss, Cashew Nuss, Teak, Niem, Sandal Wood oder Henna zu entdecken. Dabei wissen viele Inder um die (heilenden) Eigenschaften der landwirtschaftlichen Produkte Bescheid.

Blumenschmuck
Der Bezug zur Natur ist auch im Alltag sichtbar. Die Frauen kaufen handgefertigten Blumenschmuck, den sie sich am Morgen ins Haar stecken. Auch Autos, LKWs, Rikschas werden zu besonderen Anlässen mit Blumenkränzen geschmückt.

Die spektakuläre Natur beeindruckt mich sehr und ist für mich eines der Highlight Indiens.













Mittwoch, 11. April 2012

What I love about India - Culture

Oft frage ich mich, was ein Land mit 1,2 Milliarden Einwohnern, mit 28 Bundesstaaten - die jeder für sich aufgrund der Größe, Einwohnerzahl und eigenen Kultur ein Land sein könnten, mit über hundert Sprachen, sechs großen Religionen zusammen hält? Bereist man den Subkontinent, so stellt man früher oder später fest, wie groß die Distanzen zwischen den einzelnen Destinationen sind - zwischen Delhi und Kerala liegen über 2.000 km, wie viele unterschiedliche Klimazonen (kontinentales Klima im Norden, Subtropen im Süden) und Kulturen es gibt.


Viele der armen Menschen bewegen sich in einem engen geographischen Radius und haben noch nie die Hauptstadt ihres Bundesstaates besucht. Jemand aus der Mittelschicht reist möglicherweise in den Nachbarstaat oder macht Urlaub am Meer. Nachdem ein Flug nach Delhi ein oder zwei Monatsgehälter eines Arbeiters kostet, ist er für die meisten Inder unerschwinglich.  



Was ich an Indien liebe ist die Vielfalt, die Tatsache dass zahlreiche parallele Welten existieren, extreme Gegensätze aufeinanderprallen und das Zusammenleben trotzdem weitgehend friedlich verläuft. Es herrscht eine große Offenheit gegenüber Menschen und Kulturen, Ansichten und Lebenseinstellungen. Die Familie ist alles. Es ist erstaunlich, wie friedlich Arm und Reich unmittelbar nebeneinander existieren.


Spiritualität ist nicht nur in Ashrams zu finden, sondern in den indischen Alltag integriert. Lehrmeister (s.g. Gurus), die Wissen vermitteln, sind akzeptiert und werden von manchen verehrt. Astrologie spielt nicht nur bei der Wahl des Ehepartners eine wichtige Rolle. Yoga und Meditation werden zwar weniger praktiziert als in Europa angenommen, allerdings wird unter Yoga nicht nur die in Europa populäre Hatha Variante verstanden.


Bei näherer Betrachtung fällt auf, dass die Themen wie Ayurveda, Yoga, Meditation, Astrologie, Spiritualität, Vegetarismus, Gewaltlosigkeit (Ghandi Prinzip) ineinandergreifen und Auswirkungen auf das Leben am gesamten Subkontinent haben. Ich genieße die indische Offenheit, die ganzheitliche Betrachtung und die bewusste Lebensweise.

What I love about India - People


„What do you like about India? I mean, what makes you come here?” Sajid ist aufgeregt und möchte alles über die Ausländerin erfahren. Er hat mich am Markt entdeckt und weicht nicht mehr von mir, bis er alles erfahren hat. Ich beantworte seine Fragen spontan.


Das Beste an Indien sind für mich die Menschen. Jene wie Sajid, die intuitiv auf andere zugehen und aus dem Bauch heraus handeln. Wie oft habe ich das in Indien erlebt. Bei allen Gelegenheiten. Dabei strahlen die Inder und ihre Augen sagen, dass sie es ehrlich meinen. Sie haben Freude am Kennenlernen, am Austausch. Ohne Hintergedanken. Ich hatte nie den Eindruck, dass sich jemand für meine Wertsachen interessiert, weder im Slum noch in der schlechtesten Klasse im Zug oder dass sie sonst irgendwelche Erwartungen hätten. Selbst wenn der Verkäufer mit dem Geldschein verschwindet. Er lässt es wechseln und gibt das Retourgeld zurück.


Ich liebe diese Kommunikation, die von Herzen kommt. Egal mit wem, egal worüber. Man kann sich herrlich darüber unterhalten, was man zum Frühstück gegessen hat und sich gemeinsam darüber freuen, wenn es Idlis oder Dosas waren (südindische Reisgerichte). Überhaupt scheint es, als würde in Indien mehr miteinander gesprochen werden, als wäre es unkomplizierter, jemanden anzusprechen. Die Hilfsbereitschaft untereinander ist immens. Davon profitieren besonders die Ausländer, die mit „Ma’am“ oder „Sir“ angesprochen werden.



Hinzu kommt, dass es in Indien weniger Distanz unter den Menschen gibt, als in Europa. Öfters berühren sich Frauen, wenn sie miteinander plaudern. Männer gehen Hand in Hand auf der Straße und sind nicht schwul. In einem südindischen Bus sitzt man eng mit zwei weiteren Frauen auf einer Bank. Wenn der Ellbogen der Nachbarin im Magenbereich ist, kann es keine Berührungsängste geben. Händchen halten oder Küsse zwischen Mann und Frau sind in der Öffentlichkeit allerdings tabu.

In Indien hat man das Gefühl, dass der Mensch zählt und viel wichtiger ist, als Besitz, Wissen oder Status. Man wird zu den Familien nachhause eingeladen in arme oder reiche Haushalte mit einer Herzlichkeit, wie man sie sonst nicht kennt. Man freut sich, dem Gast das Haus zu zeigen, auch wenn es nur eine Lehmhütte mit einer Matratze am Boden ist.


In Indien nimmt man (un)willkürlich am Leben der Mitmenschen teil, unabhängig davon wie es ist. Es gibt weniger Barrieren, dahin vorzudringen und weniger Scham, darüber zu sprechen. Ich liebe diese indische Unverfälschtheit. „Es ist wie es ist.“

Sleeping Guru



Betten werden überbewertet.
Hausmeister "Guru" im Träumeland

Es ist sechs Uhr morgens. Mein „Schneckenhaus“ ist auf den Rücken geladen und ich will gerade das Gebäude verlassen, als ich dem Hauswart namens Guru einen letzten Blick zuwerfe. Ich kann es nicht glauben, er schläft zusammen gekauert auf einer dünnen Decke auf seinem kleinen Schreibtisch. Warum benützt er nicht die die Couch, die drei Meter weiter steht? Darf er nicht oder möchte er nicht? Er stehe wie angewurzelt da und mustere ihn.


Outside Sleeping in Tiruvannamalai
Der Hauswart Guru arbeitet sieben Tage die Woche, Tag und Nacht. Waschen kann er sich morgens in einem Apartment im Gebäude, seine Mahlzeiten nimmt er an seinem Schreibtisch ein, wo er links und rechts Tageszeitungen fein säuberlich stapelt. Dahinter ist ein kleiner Schrein. Einmal in drei Monaten hat er einige Tage frei, an denen er zur Familie heimfährt. Guru ist stets äußerst freundlich und hilfsbereit. Er scheint mit seinem Leben zufrieden zu sein. Immerhin ist er ja der Chef unter den Sicherheitsleuten.



Bügelmann, Madurai
Guru ist alles andere als ein Einzelfall. Rund um die Uhr zu arbeiten in Indien durchaus üblich. Inder sind grundsätzlich auch in den Abendstunden und am Wochenende verfügbar. Erst gestern lieferte der Schneider um 22 Uhr (!) ein Kleidungsstück, weil es tagsüber nicht fertig wurde. Zeit hat in Indien eine andere Dimension. Die Drängelei der Europäer wird nicht verstanden. 

Es sind Momente wie diese, die mich aus meinem Gedankenstrom reißen und mir blitzartig vor Augen führen, wie ein Leben sein kann. Ich lerne und sehe so vieles über Menschen, Lebenssituationen und -einstellungen – auch sechs Monate sind nicht genug, um das indische Leben zu erfassen.

Sonntag, 8. April 2012

Back in Mumbai

Ausstieg direkt am Gleis
Am Ende meiner Indien Reise komme ich nochmals in jene Stadt zurück, die ich zu Beginn eindrucksvoll empfangen hat: Mumbai. Gut ausgeruht von Gokarna mische ich mich unter das urbane Volk. Seit langem gibt es in meiner Unterkunft wieder Spiegel, Waschmaschine, Herd, Kühlschrank und sogar eine Klimaanlage. Der Schmutz klebt noch unter den Zehennägeln, als mich das Stadtleben wieder hat.

Nicht wenige verhüllen
sich wg der Abgase
Mumbai ist was für Abgebrühte.  In jener Stadt, in der pro Jahr 3.500 (!) Menschen auf Zuggleisen sterben (sie fallen während der Fahrt aus dem Waggon oder werden beim Überqueren der Gleise vom Zug erfasst) ist der Druck der Überbevölkerung deutlich zu spüren. Mangelnde Fortbewegung, Verkehrslärm und dreckige Luft sind drängende Probleme und schränken das Leben in Mumbai gehörig ein.


Milchmann unterwegs
Nichtsdestotrotz ist Mumbai definitiv ein Ort, an dem man das kontrastreiche und kuriose Indien erleben kann: Inder die sich auf der Straße mit Neem Ästen die Zähne putzen. Kuhställe mitten in der Stadt und Milchmänner, die an die Wohnungstür liefern.  Manche Familien stellen zu Hause Joghurt, Käse, Butter und Paneer Käse selbst her.


Holi Fest im März
Mumbai ist vielfältig und ausgelassen. Bei Festen wie Holi bewirft sich Jung und Alt mit Farbe. Bei Ganepati werden zu Ehren des Elefantengotts Ganesha Statuen durch Mumbai gezogen und nach zehn Tagen im See versenkt. 


Blick auf die Western Ghats
Außerhalb Mumbais ist das Leben ein anderes: Nur 30 Kilometer entfernt befinden sich die Western Ghats, ein Gebirge das von Gujarat bis Kerala verläuft und durchschnittlich 900 m hoch ist.  Wir  besuchen den Ort Matheran, ein „Luftkurort“ der von britischen Kolonialisten auf einem Plateau gegründet wurde und autofrei ist. Die Hochebene ist gänzlich mit Wald bedeckt, weshalb es angenehme 5 bis 6 Grad kühler ist.


Bewaffnet bis an die Zähne - die Affen können kommen
Hier kann man die herrliche Natur genießen, die mit roter Erde, Pferden und Valleys an den Wilden Westen erinnert. Zeit zum Durchatmen und die Seele baumeln lassen. Wären da nicht die frechen Affen, die die Gästen anspringen, die Wasserflasche aus der Hand reißen und das Essen vom Teller klauen.

Freitag, 30. März 2012

Om Beach, Gokarna


Om Beach
Über Goa hört man vieles: dort gibt es wunderschöne Sandstrände, bestes Wetter und Entspannung. Mit Sicherheit gibt es aber auch eine Vielzahl an Touristen. Nicht alle von ihnen mögen Trubel und Techno Parties, trotzdem hat es den Anschein, dass die ruhigen Strände in Goa rar sind. 

Um auf der sicheren Seite zu sein, entscheide ich mich für Gokarna, einen Ort etwa 50 km südlich von Goa, der für seine Hindutempel und Strände bekannt ist. Die Inder lieben Gokarna und schwärmen – obwohl sie nicht schwimmen können - vom schönen Om Beach. 

Die Landung in Gokarna war etwas holprig. Um halb drei Uhr morgens setzt uns der Bus außerhalb der Stadt auf die Straße, wo wir auf einen Minibus warten. Der Om Beach ist dafür mehr  als überzeugend und definitiv ein Ort der Ruhe und Entspannung mit ein wenig Hippieflair. Ende März ist Saisonende, daher sind die zahlreichen Gästehäuser alles andere als ausgebucht. Eine Hütte am Strand ist bereits ab INR 150 (EUR 2,20) zu haben. Das Meeresrauschen ist bis zum Bungalow zu hören. 

An der Tagesordnung stehen Schwimmen und Relaxen, einige gehen tagsüber zu Fuß zu den nahegelegenen Half Moon oder Paradise Beaches oder in die Stadt. Nachts bewundern wir das leuchtende Plankton im Wasser und sitzen um ein Lagerfeuer. 

Kühe am Strand
Anders als an den europäischen Stränden sind Tiere in den Alltag am Strand involviert. Geht man ins Wasser kann sich schon mal eine Kuh über ein Magazin hermachen und es auffressen. Hunde sind Beschützer und Begleiter zugleich. Sie spazieren über das Badetuch und legen sich zu den Füssen, wenn sie nicht gerade um ihr Terrain kämpfen. Besonders glückliche sehen morgens oder abends Delphine im Wasser. Kürzlich wurde auch ein Wal gesichtet.

Zum relaxten Strandleben gehören auch Yoga und Meditation. Am Kudlebeach ist die von Deutschen betriebene Yogafarm zu empfehlen, wo man morgens gegen eine freie Spende mitmachen kann. Auf dem Weg dahin sieht man Leute, die am Strand meditieren, Yoga oder Tai Chi praktizieren. Am Wochenende sind deutlich mehr Inder am Strand, die bis zu den Knien ins Wasser gehen und nach Fotos mit den AusländerInnen fragen.

Om Beach – so wohltuend wie es der Name vermuten lässt und auf jeden Fall einen Besuch wert.

Montag, 19. März 2012

Hampi


Felsformationen von Hampi
Hampi ist unter Indien-Reisenden bekannt wie das TajMahal. Nicht wenige legen hunderte oder tausende Kilometer zurück, um diese historische Stätte im Norden Karnatakas zu besuchen. Hampi war früher eine prächtige Stadt mit 500.000 Einwohnern. Heute ist Hampi - abgesehen von den historischen Bauten – ein kleiner Ort, in dem – wie es scheint - die Anzahl der Gästehäuser jene der Privathaushalte übersteigt. Nicht selten schlafen die Familienmitglieder auf dem Flur oder im Freien, damit sie ihre Zimmer vermieten können. Jeder versucht, vom Tourismus zu profitieren.

Narashima - Menschenloewe
Inkarnation von Vishnu
Hampi ist in der Tat ein besonderer Ort. Auf 26 Quadratkilometer liegen hunderte von Monumenten, Tempeln u.a. Überreste aus dem Mittelalter verstreut. Bis auf zwei sind alle Bauten frei zugänglich und der Eintritt ist kostenlos. Viele Touristen mieten sich Mopeds, Fahrräder oder Rikschas und fahren von einem Bauwerk zum nächsten, um dort schöne Fotos zu schießen. Mitunter sind – teils gut erhaltene - Tempel auch auf den umliegenden Hügeln und am Flussufer zu finden. Einige beherbergen metergroße Statuen der Hindu Götter, andere lassen erahnen wie die Könige vor hunderten Jahren gelebt, gebadet, gebetet haben. Die Landschaft mit ihren spektakulären Felsformationen beeindruckt zusaetzlich. Besonders zu empfehlen ist eine Wanderung durch die Bananen- und Kokosnussplantagen. Sogar Baumwollfelder sind zu finden!

Hanuman - Affengott
Letztlich sind es aber die Menschen, die einen Ort kennzeichnen und erheblich zur Atmosphäre beitragen. Neben den vielen Touristen aus Indien und aller Welt sind in Hampi viele arme Menschen zu finden. Sie leben vom Betrieb der Gästehäuser, Mopedverleihs, Snack Bars, und Rikscha Fahrten und betreiben ihr Geschäft mehr oder weniger intensiv („Madam, need a Rikscha?“). Betteln ist ein Phänomen, dass man an touristischen Orten Indiens findet. Einstudiert klingen die Forderungen der Kinder und Erwachsenen nach Kugelschreibern und Geld.

Liebe blinde Umdabi
Umdabi holt mich auf den Boden der Realität zurück. Sie ist eine kleine dünne Frau, die in der Nähe des Flusses sitzt. Nachts liegt sie an dieser Stelle, tagsüber sitzt sie aufrecht dort. Sie bewegt sich nicht weg, denn sie ist blind und offensichtlich zu schwach, um aufzustehen. Eltern oder Kinder gibt es keine. Jegliches Essen, das sie bekommt, hortet sie sofort in einer Plastikdose. Im Krug neben ihr ist dreckiges Wasser. Was macht sie mit Geld, wenn sie weder aufstehen, noch essen oder sehen kann? Morgen früh trinke ich wieder Chai Tee mit ihr. Der schmeckt ihr. 






Queens Bath
Dosha und Idli zum Fruehstueck

Dienstag, 13. März 2012

Die Zuckerfabrik


Neulich bin ich beim Hindupriester und seiner Familie auf Besuch. Als wir gerade ein Stück Zuckerrohr essen, schlägt der Priester voller Begeisterung vor, eine Zuckerfabrik zu besuchen. Ich bin irritiert von der Tatsache, dass die Fabrik nur abends geöffnet hat (warum das?), stimme aber – neugierig wie ich bin – zu.Am Abend klopfe ich dann an der Tür der Familie. Niemand da. Eine Stunde später – ich war  gerade auf dem Weg ins Bett – taucht der Priester auf. Ich will ihn vertrösten (die Sache ist mir ohnehin suspekt), aber er ist voll motiviert. Er insistiert und so komme ich etwas missmutig mit. 

Unterwegs holen wir seinen besten Freund ab. Wir hopsen nun zu dritt am Motorrad über die steinige Straße und halten bei einer Strohhütte an, um Reissnacks zu kaufen.  Als nächstes machen wir bei einem Einfamilienhaus Halt – von Zucker keine Spur. Die Kinder der Familie haben offensichtlich noch nie einen weißhäutigen Ausländer gesehen. Sie sind völlig verschreckt und verstecken sich hinter einer Säule. Langsam traut man sich an mich heran und sucht das Gespräch.Die Maedchen sind suess!

Pressen der Zuckerrohre
Auf dem Rückweg habe ich den eigentlichen Anlass unseres Ausflugs schon vergessen, als wir zu einem abgelegenen Platz fahren, wo etwa 15 Männer um ein Feuer herum stehen und liegen. Als wir kommen, stehen einige von ihnen auf. Es ist, als würde ich gerade einen geheimen Ort betreten, als würde hier etwas Verbotenes gemacht werden, dass ich nun auch sehen oder erfahren darf. Es ist die Zuckerfabrik! 

Subramania, Hindu Priester (li.)
Nach einigem Gerüttle wird der Motor einer Maschine angeworfen. Die Männer stecken einige Zuckerrohre nacheinander hinein. Der Saft fließt durch ein im Boden vergrabenes Rohr in einen großen Behälter. Die Männer erklären mir, dass dann der Saft drei bis vier Stunden auf der Feuerstelle gekocht wird, bis das Wasser verdampft ist. 

Dann wird der verbleibende Zucker abgeschöpft und zum Kühlen für mehrere Stunden unter Palmblätter gelegt. Eingefüllt in 25 Liter Plastikbehälter wird er auf dem Markt verkauft. Aber es gibt noch eine weitere Verwendungsmöglichkeit des Zuckerrohrs: Wein! Aus dem verkochten Saft wird durch zweiwöchige Lagerung in Plastikgefäßen – wo die Fermentierung stattfindet – ein starker Wein gewonnen. Das ist der Grund, warum einige Männer neben dem Feuer liegen anstatt zu stehen! 

Kochen des Zuckerrohrsaftes
Warum nur nachts gearbeitet wird? Die Männer sind tagsüber auf dem Feld und nachts ist es angenehm kühl. Der Zuckerrohrsaft schmeckt lecker und ich kehre mit neuen Eindrücken und zwei meterlangen Stangen Zuckerrohr zur Farm zurück, nur um in zwei Tagen wiederzukommen! Wie gesagt, der Ort hat etwas Mystisch-Verbotenes …

Unsere kleine Farm


Als eine der letzten aber schönsten Stationen meiner Indien Reise besuche ich eine Farm im ländlichen Karnataka, die ein Volunteering Programm anbietet. Ausschlaggebend für diese Wahl waren die Lage des Estates im Süden Indiens, der Fokus auf Medizinalpflanzen und die Möglichkeit, auch die an die Farm angeschlossene Firma zu besuchen, die die Pflanzen verarbeitet und exportiert. 

Nach der Rundreise in Sri Lanka und der nächtlichen Busfahrt von Chennai bin ich heilfroh, in Bangalore zu landen. Die Familie des Estates ist unglaublich gastfreundlich. Keine Sekunde zögert man, mich um 5 Uhr morgens (!) vom Busbahnhof abzuholen, mir kostenlos ein Gästezimmer mit Frühstück und Mittagessen anzubieten und mich durch die Firma zu führen. In der nächsten Nacht geht es dann weiter zur Farm. Auch hier werde ich – wie selbstverständlich - früh morgens abgeholt. 

Sunitra, Shruti u. Anita im Brahmi Feld
Ich wohne hier auf der Farm in einem Gästehaus mit eigenem Bad und einer Veranda und komme mir vor wie in einer Lodge. Rundherum ist Wald mit wunderschönen Bäumen,  darunter tropische Früchte wie Mango, Cashew, Sapote. Auf dem 22 acre großen Land befinden sich hauptsächlich Arecanuss-, Kokosnuss Palmen und Bananen aber auch Felder für den Anbau von Reis, Ingwer und Kräutern wie Gotu Kola, Centella Asiatica und Lemongrass. Ansonsten gibt es Sandalwood-, Henna-, Muskatnussbäume u.v.m. 


Sokia Baby
Auf der Farm wohnen mehrere Leute, darunter zwei Familien. Das zweijährige Mädchen Sokia habe ich sofort ins Herz geschlossen. Täglich kommen 10-15 Personen aus dem Umfeld zum Arbeiten aufs Feld. Die Kost ist einfach aber gut und besteht hauptsächlich aus Reis. Wir sitzen vor der Küche auf dem Boden und essen mit den Händen. Die Milch kommt jeden Tag frisch von zwei Kühen und die Köchin macht Joghurt, Butter und Ghee selbst. 


Shanmukar Goda
Nach all den Reisen tut mir das ruhige gleichmäßige und unaufgeregte Landleben äußerst gut. Tagsüber wird es brutal heiß, nachts ist es kühl. Ab und zu spaziere ich zum nahegelegenen Tempel, dessen Renovierung von der Familie der Farm unterstützt wird, oder zum 1.8 km entfernten Dorf. Die Straßen rundherum sind unasphaltiert und es hat etwas Mystisches auf dieser Roten Erde entlang zu spazieren und dabei die tropischen Bäume und den Horizont zu betrachten. Das nächste Dorf hätte ich als solches nicht erkannt, würde nicht der Name auf der Schule stehen. Neben fünf bis zehn Häusern gibt es noch einen Süßigkeiten-Händler.
Abkuehlung im Tempel Teich

Am Ortseingang lebt ein Kollege mit seiner Frau. Die körperliche Arbeit zehrt an ihm, sodass er keine vierzig Kilo auf die Waage bringt. Er lädt mich in sein Haus aus Lehm ein. Darin stehen ein Schrein, ein Fernseher und einige Säcke Reis. Betten gibt es keine. Auf Matratzen auf dem Boden zu schlafen, scheint in dieser Gegend durchaus üblich zu sein. 


Meine Arbeit auf der Farm widme ich der Cashew Ernte und den Medizinalpflanzen: vormittags Unkraut jäten, Kräuter schneiden und säubern. Dabei macht mir niemand Vorgaben: die Mitarbeit ist freiwillig und völlig entspannt. Das Zusammenleben mit den Menschen auf der Farm ist schön und ich genieße die ruhigen Tage, bevor ich mit meinem Hab und Gut auf dem Rücken wieder weiterziehe. Wie eine Schnecke mit ihrem Schneckenhaus - nur schneller ;-)

Samstag, 25. Februar 2012

Reiseroute Indien & Sri Lanka




Oktober – Dezember 2011

·         Mumbai 
·         Delhi
·         Agra
·         Lucknow
·         Varanasi
·         Hyderabad
·         Chennai
·         Pondicherry / Auroville
·         Tiruvannamalai
·         Madurai
·         Kuttikanam (Kerala)

 Weihnachten & Sylvester 2011/2012

·         Coimbatore – Delhi Lucknow
·         Delhi Coimbatore
·         Kochin Varkala beach


Jänner – März 2012

·         Allepey  Kumily – Periyar Nationalpark
·         Tiruchirappaly (Trichy) & Tanjavore
·         Chennai
·         Sri Lanka: Colombo – Kandy – Adams Peak – Galle – Mirissa
·         Chennai
·         Bangalore
·         Shimoga (Karnataka)