Dienstag, 13. März 2012

Die Zuckerfabrik


Neulich bin ich beim Hindupriester und seiner Familie auf Besuch. Als wir gerade ein Stück Zuckerrohr essen, schlägt der Priester voller Begeisterung vor, eine Zuckerfabrik zu besuchen. Ich bin irritiert von der Tatsache, dass die Fabrik nur abends geöffnet hat (warum das?), stimme aber – neugierig wie ich bin – zu.Am Abend klopfe ich dann an der Tür der Familie. Niemand da. Eine Stunde später – ich war  gerade auf dem Weg ins Bett – taucht der Priester auf. Ich will ihn vertrösten (die Sache ist mir ohnehin suspekt), aber er ist voll motiviert. Er insistiert und so komme ich etwas missmutig mit. 

Unterwegs holen wir seinen besten Freund ab. Wir hopsen nun zu dritt am Motorrad über die steinige Straße und halten bei einer Strohhütte an, um Reissnacks zu kaufen.  Als nächstes machen wir bei einem Einfamilienhaus Halt – von Zucker keine Spur. Die Kinder der Familie haben offensichtlich noch nie einen weißhäutigen Ausländer gesehen. Sie sind völlig verschreckt und verstecken sich hinter einer Säule. Langsam traut man sich an mich heran und sucht das Gespräch.Die Maedchen sind suess!

Pressen der Zuckerrohre
Auf dem Rückweg habe ich den eigentlichen Anlass unseres Ausflugs schon vergessen, als wir zu einem abgelegenen Platz fahren, wo etwa 15 Männer um ein Feuer herum stehen und liegen. Als wir kommen, stehen einige von ihnen auf. Es ist, als würde ich gerade einen geheimen Ort betreten, als würde hier etwas Verbotenes gemacht werden, dass ich nun auch sehen oder erfahren darf. Es ist die Zuckerfabrik! 

Subramania, Hindu Priester (li.)
Nach einigem Gerüttle wird der Motor einer Maschine angeworfen. Die Männer stecken einige Zuckerrohre nacheinander hinein. Der Saft fließt durch ein im Boden vergrabenes Rohr in einen großen Behälter. Die Männer erklären mir, dass dann der Saft drei bis vier Stunden auf der Feuerstelle gekocht wird, bis das Wasser verdampft ist. 

Dann wird der verbleibende Zucker abgeschöpft und zum Kühlen für mehrere Stunden unter Palmblätter gelegt. Eingefüllt in 25 Liter Plastikbehälter wird er auf dem Markt verkauft. Aber es gibt noch eine weitere Verwendungsmöglichkeit des Zuckerrohrs: Wein! Aus dem verkochten Saft wird durch zweiwöchige Lagerung in Plastikgefäßen – wo die Fermentierung stattfindet – ein starker Wein gewonnen. Das ist der Grund, warum einige Männer neben dem Feuer liegen anstatt zu stehen! 

Kochen des Zuckerrohrsaftes
Warum nur nachts gearbeitet wird? Die Männer sind tagsüber auf dem Feld und nachts ist es angenehm kühl. Der Zuckerrohrsaft schmeckt lecker und ich kehre mit neuen Eindrücken und zwei meterlangen Stangen Zuckerrohr zur Farm zurück, nur um in zwei Tagen wiederzukommen! Wie gesagt, der Ort hat etwas Mystisch-Verbotenes …

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