Samstag, 25. Februar 2012

Reiseroute Indien & Sri Lanka




Oktober – Dezember 2011

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 Weihnachten & Sylvester 2011/2012

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Jänner – März 2012

·         Allepey  Kumily – Periyar Nationalpark
·         Tiruchirappaly (Trichy) & Tanjavore
·         Chennai
·         Sri Lanka: Colombo – Kandy – Adams Peak – Galle – Mirissa
·         Chennai
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Sri Lanka

Colombo
Mein Visum für Indien erlaubt mir eine mehrfache Aus- und Einreise. Aufgrund der Nähe und der klimatischen Ähnlichkeiten zu Südindien entscheide ich mich für Sri Lanka. Es ist schon komisch: manchmal landet man in Ländern, die man nie vorhatte, zu bereisen. Ich erinnere mich, dass ich Jahre zuvor von Reisen nach Sri Lanka abgeraten hatte. Aber gut: der Bürgerkrieg ist seit 2009 vorbei und es ist ruhig auf der Insel.

Buddha Tempel in Colombo
Obwohl Sri Lanka von Südindien zum Greifen nahe ist, muss man auf dem Luftweg anreisen. Die einzige Schiffverbindung ist Gerüchten zufolge vor kurzem wieder eingestellt worden. Angekommen in Colombo sind die Unterschiede zu Indien sofort augenfällig. Hier trägt man „ready mades“ wie die Kleidung von der Stange in Indien genannt wird. Die Frauen haben knielange Röcke und T-Shirts an (ohne den Busen mit einem Schal zu bedecken). Die Männer tragen Jeans, Hemd und Käppi. Colombo erinnert ein bisschen an eine amerikanische Stadt. Die Straßen sind breit und sauber; zahlreiche Supermärkte und Fast-Food Ketten wie KFC und McDonalds sind vertreten. Nestlé und Coca Cola haben die Insel erobert. In den Snackbars serviert man Nescafé und Soft Drinks. Tee und Kaffee gibt’s nur mit Milchpulver! Leidet diese Insel so wie Afrika unter dem Milchüberschuss der westlichen Länder?

Elefanten beim Baden
Auch das Klima ist anders. Gleich am ersten Tag fegt ein heftiger Sturm über Colombo. Die Insel ist mit 20 Mio. Einwohnern überschaubar. Trotzdem gibt es unterschiedliche Klimazonen. Wenn im Osten Regenzeit ist, gibt es im Westen Schönwetter und umgekehrt. Ein weiterer Unterschied zu Indien wird sofort offensichtlich: Es sind wesentlich mehr westliche Touristen unterwegs und damit gehen überhöhte Preise, aufdringliche Tuk-Tuk Fahrer und Betrügereien einher. Ich tappe in eine Touri-Falle und werde mit einer Rikscha zu einem Buddha Tempel geschippert.

Botanical Garden, Kandy
Danach geht es für ein paar Tage in die Berge. Von Kandy aus besichtige ich das Elefanten Waisenhaus was, abgesehen von den vielen (westlichen) Besuchern, berührend ist. 80 Elefanten essen und baden gemeinsam im nahegelegenen Fluss. Äußerst beeindruckend und empfehlenswert ist die Besichtigung des Botanischen Gartens. Es folgt eine Besteigung des 2.400 m hohen Adams Peak. Dafür stehen die Pilger um 2 Uhr morgens auf und nehmen 5.500 Stufen bevor sie auf dem Gipfel den buddhistischen Tempel betreten dürfen. Auch Babies und Omas werden mitgeschleppt. Leider ist die Hölle los und wir benötigen anstatt drei Stunden sieben Stunden für den Aufstieg. Der Ausblick von oben ist dafür unschlagbar.

Zugfahrt nach Hatton
Den Abschluss bildet ein Badeurlaub am Strand von Mirissa. Der kleine Ort liegt ca. eine Stunde von der schönen Stadt Galle entfernt. Das Meer ist traumhaft, das Wasser klar mit wenigen Wellen. Hier kann ich mich endlich entspannen. Ein letzter Höhepunkt ist eine Bootstour, bei der wir mind. 15 Blauwale sehen! Sie halten sich vor Sri Lanka auf, weil sie hier genügend Plankton als Nahrung finden. Wir sehen sie Fontänen sprühen und theatralisch abtauchen. So mächtig wie die Wale sind auch die Wellen, weshalb ich kreidebleich auf der Reling hänge.

999.999 Pilger und ich
besteigen Adams Peak
Fazit: Sri Lanka ist ein vielseitiges und landschaftlich wunderschönes Land mit äußerst freundlichen Menschen. Negativ/Bedenklich: die Verwestlichung des Landes und die durchs Land ziehenden Touristenströme. Es bleibt zu hoffen, dass Sri Lanka kein Land für den Pauschaltourismus wird.

Der Ausländerbonus

Stolz kann ich verkünden, dass ich aus dem ersten Duell mit der indischen Post siegreich hervorgegangen bin. Früher als angekündigt - innerhalb von zwei Wochen - kam mein Paket mit „normaler Post“ in Mumbai an.  Der Triumph ermutigt mich, wieder in den Ring zu steigen und so schreite ich erneut in die ehrwürdigen Hallen einer Post Niederlassung. Diesmal soll die Fracht direkt nachhause gehen. 


Paket bekommt Wachssiegel
Für dieses Abenteuer plane ich – als alter Hase – zwei bis drei Stunden ein. Dass es eine Beschäftigung eines halben Tages werden sollte, stellte sich später heraus. Ich und mein Paket starten um halb 9 Uhr los. Nachdem ich ja geübt bin, steuere ich direkt den Herrenschneider an, der im Freien auf einer mit Fußpedal betriebenen SINGER Nähmaschine  arbeitet. Er nimmt sich meiner Sache an und schickt mich zum Textilhändler Stoff kaufen. Das Paket, die weiße Hülle und ich nehmen Kurs auf die Post. Ich frage ich mich zum Aufgabeschalter durch und gelange zum Schreibtisch einer jungen Frau. Rechts von ihr ragen einige zarte Ärmchen mit Formularen durch das Gitter des Schalters. Sie wacheln, aber mich die Postbeamtin sieht, wendet sie sich sofort „der Ausländerin“ zu. Aus Höflichkeit oder Neugierde, ist schwer zu sagen. Ich habe ungewollt eine Art „Bonus“.

Absender nach
Auftragen des Wachses
Zuerst die Adresse mit Marker auftragen, erklärt sie. Die Hülle sei OK, aber es fehlt das Wachssiegel. (Oh… eine neue Anforderung...) „Wo bekomme ich es?“ -  „Draußen, gegenüber der Post.“ Ich starte los, suche den Wachssiegel-Fertiger zwischen Snack Bars, Medical Shops und Augenambulanzen. Nicht gefunden. Die Postbeamtin gibt einen neuen Hinweis und ich komme mir vor wie in einem Ratespiel: „Möbel“. Wieder raus, Tischler suchen. In seinem Laden sitzt eine Japanerin und schaut auf ihre Schachteln hinab, an denen der Händler gerade herum hantiert. Er geht mal kurz Stoff kaufen. Eine halbe Stunde später rückt er wieder an. Ich frage mich, womit er nähen wird. Inmitten von grün bemalten Hutschpferdchen und Werkzeug suche ich die Nähmaschine. Leider gibt es keine. Er wird die Hülle der zwei  80 x 40 cm großen Pakete mit der Hand nähen. 

Zu mir meint er, das Paket wäre wieder zu öffnen, da er den Inhalt sichten muss. Oh nein…! OK Hülle wieder runter, Karton auf, verdächtige Inhalte wie Gewürze (?) raus. Nun näht der Tischler sie „richtig“ zu, wie er behauptet, und pappt er an jedem Ende ein Siegel drauf. Als ich bemerke, dass er die Größe des Kartons verändert hat, ist es schon zu spät. Wer den Absender lesen will, muss nun die Naht wieder aufschneiden … 

ohne Kommentar
Währenddessen ist die Lage an der Front unverändert. Schmale Ärmchen mit Formularen strecken sich der Postbeamtin entgegen. Sie bedient drei Personen gleichzeitig. Das Wachssiegel ist OK. Nun das Formular ausfüllen und gegenüber von der Post drei Kopien anfertigen. Im Dickicht der Kleinbuden suche ich wieder den richtigen Shop. 

Wie gut, dass es heute Mittag für zwei Stunden Strom gibt (!!). Eine halbe Stunde später taucht der Besitzer auf, um mir klar zu machen, dass er keine Kopien anfertigt. Und dann geht auch noch dem Copyshop die Patrone aus. Eine dünne Frau sieht mich erblassen und geleitet mich zu einem weiteren Shop die Straße runter. Der Ausländerbonus rettet mich und ich schreite mit vier Zetteln aus dem Laden. Es ist 13.30 Uhr. Nur noch acht Mal unterschreiben, bezahlen und das war’s. Ein weiteres Duell mit der indischen Post wäre ausgefochten. Mal sehen, wer als erstes zuhause ist: das Paket oder ich.

Vier Hochzeiten und ein Todesfall

Besucht man eine Familie aus Kerala zuhause, dann wird nach dem Mittagessen und dem Gartenrundgang in der Regel das Hochzeitsalbum der Kinder gesichtet. Dieses ist meist eine Hand breit, zentnerschwer und liebevoll gestaltet (als Fotobuch oder Album). Leider war ich noch bei keiner indischen Hochzeit dabei. Ich möchte aber wiedergeben, was ich nach vier Alben darüber gelernt habe:

Jomons Schwester heiratet im
weissen Saree
Wie lernt sich ein indisches Paar kennen? Für die meisten (75%), mit denen ich bislang gesprochen habe, war die Hochzeit arrangiert. Der Vater hält (ggf. mit der Mutter) nach einer/m KandidatIn Ausschau. In einigen Fällen wird auch ein Heiratsmittler eingeschaltet. Töchter werden Anfang/Mitte zwanzig verheiratet; Männer Ende zwanzig / Anfang dreißig. Zuerst schaut man die Fotos der/s KandidatIn an. Wenn das Aussehen passt, dann besucht der Mann die Frau zuhause. Danach werden (ev. telefonisch) nähere Informationen über die Person, deren Familie und Umfeld eingeholt. 


Wohnort und finanzielle Verhältnisse der Familie zählen genauso wie das Horoskop der auserwählten Person. Wenn alles passt, dann besuchen sich die Familien der zukünftigen Eheleute gegenseitig. Danach gibt es eine (Familien-) Entscheidung über die Hochzeit. Eine arrangierte Hochzeit muss nicht bedeuten, dass das Paar unglücklich ist. Auf mich machten die meisten Paare einen durchaus glücklichen Eindruck. In einigen wenigen Fällen heiratet das Paar auch der Liebe wegen.

Glueckwuensche der Familie
Die Verlobung ist in Bedeutung, Größe und Anzahl der geladenen Gäste der Hochzeit gleichzustellen. Sie findet am Wohnort der Frau statt. Am Morgen der Verlobung treffen sich die engen Freunde, Familie und Priester im Haus der Frau, um zu singen und zu beten. Dann wird jeder Gast mit der Braut fotografiert. Am späten Vormittag macht sich der Tross zur Kirche auf, wo die Verlobte ihren zukünftigen Mann und seine Familie trifft. Der Messfeier in der Kirche folgt ein Empfang im Auditorium. Das Paar sitzt auf einem Podium wie König und Königin, es trinkt Wein und schneidet einen Kuchen an. Durchschnittlich kommen zwischen 600 und 1.000 Gäste zum Essen. Sind weniger als 300 Gäste anwesend, gelten die Brautleute als arm. Kommen mehr als 1.500 Gäste wiederum als reich.


Hochzeit von Ashok
Die Hochzeit läuft ähnlich ab. Sie findet am Wohnort des Mannes statt. Wieder treffen die Brautleute zuerst ihre Freunde und Verwandten zuhause, bevor sie in die Kirche schreiten. Teil der Messe ist die Übergabe eines roten Sarees, eines Rosenkranzes und der Eheringe. Wenn die Frau den Saree umhängt, bedeutet das, dass sie nun zu ihrem Mann gehört. Wieder folgt ein Essen mit einigen hundert bis tausenden Menschen. Am Nachmittag gehen die Familien der Brautleute in das Haus des Mannes und essen eine Jause. Bei diesen Größenordnungen verwundert es nicht, dass sich viele Inder massiv verschulden, um die Verlobung und Hochzeit bezahlen zu können.

So schön so ein Eheleben auch ist, manchmal geht es dann auch viel zu schnell zu Ende. Mit nur 32 Jahren ist vor kurzem ein dreifacher Familienvater aus Pothupara verstorben, als er am Bau in den Stromkreis geraten ist. Unmittelbar danach wurde der Leichnam zuhause aufgebahrt, damit sich Freunde und Familie verabschieden können. Schon am nächsten Tag wurde er beigesetzt.