Dienstag, 29. November 2011

Kerala streikt

Seit zwei Tagen gibt es kein Fortkommen aus dem kleinen Dorf Potupara in Bergen Keralas, denn jeglicher Busbetrieb ist eingestellt. Nachdem die Menschen nicht vom Fleck kommen, sind auch sämtliche Geschäfte geschlossen. Sogar die Stromversorgung streikt, weshalb wir derzeit bis zu zehnmal täglich auf Generatoren oder Taschenlampen zurückgreifen.

Grund des Protests ist der 116 Jahre alte Staudamm Mullaperiyar im Periyar Nationalpark. Der Damm liegt zwar in Kerala, de fakto wird er aber vom Nachbarstaat Tamil Nadu kontrolliert, da das Land während der britischen Kolonialzeit auf 999 Jahre verleast wurde. Abgesehen von den lächerlichen Mieteinnahmen i.d.H. von 39 TEUR pro Jahr gibt es ein anderes Problem: der Damm ist leck.
Die Tatsache, dass am gleichen Standort in den letzten neun Monaten 26 Erdbeben verzeichnet wurden und dass der Damm Schätzungen zufolge einem Beben von Stärke sechs nicht standhalten wird, lässt die Wogen in den betroffenen Regionen hochgehen. Bricht der Damm, so werden ganze Dörfer und Städte (u.a. Hafenstadt Cochi) weggespült. 3,5 Millionen Menschen sind betroffen.

Kerala ist bereit, einen neuen Damm zu bauen, doch Tamil Nadu blockiert dieses Vorhaben aus Angst, danach das Zugriffsrecht auf das Wasser zu verlieren. Die Auswirkungen einer möglichen Flutkatastrophe werden ab Dezember im Kinofilm „Dam 999“ gezeigt, doch schon jetzt hat der Nachbarstaat die Veröffentlichung verboten. In der Zwischenzeit gehen die Proteste weiter. Diese Woche wird es noch ein bis zwei Streiktage geben. Wie schön ist es in meinem kleinen Dorf Potupara ..

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen