Dienstag, 13. März 2012

Unsere kleine Farm


Als eine der letzten aber schönsten Stationen meiner Indien Reise besuche ich eine Farm im ländlichen Karnataka, die ein Volunteering Programm anbietet. Ausschlaggebend für diese Wahl waren die Lage des Estates im Süden Indiens, der Fokus auf Medizinalpflanzen und die Möglichkeit, auch die an die Farm angeschlossene Firma zu besuchen, die die Pflanzen verarbeitet und exportiert. 

Nach der Rundreise in Sri Lanka und der nächtlichen Busfahrt von Chennai bin ich heilfroh, in Bangalore zu landen. Die Familie des Estates ist unglaublich gastfreundlich. Keine Sekunde zögert man, mich um 5 Uhr morgens (!) vom Busbahnhof abzuholen, mir kostenlos ein Gästezimmer mit Frühstück und Mittagessen anzubieten und mich durch die Firma zu führen. In der nächsten Nacht geht es dann weiter zur Farm. Auch hier werde ich – wie selbstverständlich - früh morgens abgeholt. 

Sunitra, Shruti u. Anita im Brahmi Feld
Ich wohne hier auf der Farm in einem Gästehaus mit eigenem Bad und einer Veranda und komme mir vor wie in einer Lodge. Rundherum ist Wald mit wunderschönen Bäumen,  darunter tropische Früchte wie Mango, Cashew, Sapote. Auf dem 22 acre großen Land befinden sich hauptsächlich Arecanuss-, Kokosnuss Palmen und Bananen aber auch Felder für den Anbau von Reis, Ingwer und Kräutern wie Gotu Kola, Centella Asiatica und Lemongrass. Ansonsten gibt es Sandalwood-, Henna-, Muskatnussbäume u.v.m. 


Sokia Baby
Auf der Farm wohnen mehrere Leute, darunter zwei Familien. Das zweijährige Mädchen Sokia habe ich sofort ins Herz geschlossen. Täglich kommen 10-15 Personen aus dem Umfeld zum Arbeiten aufs Feld. Die Kost ist einfach aber gut und besteht hauptsächlich aus Reis. Wir sitzen vor der Küche auf dem Boden und essen mit den Händen. Die Milch kommt jeden Tag frisch von zwei Kühen und die Köchin macht Joghurt, Butter und Ghee selbst. 


Shanmukar Goda
Nach all den Reisen tut mir das ruhige gleichmäßige und unaufgeregte Landleben äußerst gut. Tagsüber wird es brutal heiß, nachts ist es kühl. Ab und zu spaziere ich zum nahegelegenen Tempel, dessen Renovierung von der Familie der Farm unterstützt wird, oder zum 1.8 km entfernten Dorf. Die Straßen rundherum sind unasphaltiert und es hat etwas Mystisches auf dieser Roten Erde entlang zu spazieren und dabei die tropischen Bäume und den Horizont zu betrachten. Das nächste Dorf hätte ich als solches nicht erkannt, würde nicht der Name auf der Schule stehen. Neben fünf bis zehn Häusern gibt es noch einen Süßigkeiten-Händler.
Abkuehlung im Tempel Teich

Am Ortseingang lebt ein Kollege mit seiner Frau. Die körperliche Arbeit zehrt an ihm, sodass er keine vierzig Kilo auf die Waage bringt. Er lädt mich in sein Haus aus Lehm ein. Darin stehen ein Schrein, ein Fernseher und einige Säcke Reis. Betten gibt es keine. Auf Matratzen auf dem Boden zu schlafen, scheint in dieser Gegend durchaus üblich zu sein. 


Meine Arbeit auf der Farm widme ich der Cashew Ernte und den Medizinalpflanzen: vormittags Unkraut jäten, Kräuter schneiden und säubern. Dabei macht mir niemand Vorgaben: die Mitarbeit ist freiwillig und völlig entspannt. Das Zusammenleben mit den Menschen auf der Farm ist schön und ich genieße die ruhigen Tage, bevor ich mit meinem Hab und Gut auf dem Rücken wieder weiterziehe. Wie eine Schnecke mit ihrem Schneckenhaus - nur schneller ;-)

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