Mittwoch, 11. April 2012

What I love about India - People


„What do you like about India? I mean, what makes you come here?” Sajid ist aufgeregt und möchte alles über die Ausländerin erfahren. Er hat mich am Markt entdeckt und weicht nicht mehr von mir, bis er alles erfahren hat. Ich beantworte seine Fragen spontan.


Das Beste an Indien sind für mich die Menschen. Jene wie Sajid, die intuitiv auf andere zugehen und aus dem Bauch heraus handeln. Wie oft habe ich das in Indien erlebt. Bei allen Gelegenheiten. Dabei strahlen die Inder und ihre Augen sagen, dass sie es ehrlich meinen. Sie haben Freude am Kennenlernen, am Austausch. Ohne Hintergedanken. Ich hatte nie den Eindruck, dass sich jemand für meine Wertsachen interessiert, weder im Slum noch in der schlechtesten Klasse im Zug oder dass sie sonst irgendwelche Erwartungen hätten. Selbst wenn der Verkäufer mit dem Geldschein verschwindet. Er lässt es wechseln und gibt das Retourgeld zurück.


Ich liebe diese Kommunikation, die von Herzen kommt. Egal mit wem, egal worüber. Man kann sich herrlich darüber unterhalten, was man zum Frühstück gegessen hat und sich gemeinsam darüber freuen, wenn es Idlis oder Dosas waren (südindische Reisgerichte). Überhaupt scheint es, als würde in Indien mehr miteinander gesprochen werden, als wäre es unkomplizierter, jemanden anzusprechen. Die Hilfsbereitschaft untereinander ist immens. Davon profitieren besonders die Ausländer, die mit „Ma’am“ oder „Sir“ angesprochen werden.



Hinzu kommt, dass es in Indien weniger Distanz unter den Menschen gibt, als in Europa. Öfters berühren sich Frauen, wenn sie miteinander plaudern. Männer gehen Hand in Hand auf der Straße und sind nicht schwul. In einem südindischen Bus sitzt man eng mit zwei weiteren Frauen auf einer Bank. Wenn der Ellbogen der Nachbarin im Magenbereich ist, kann es keine Berührungsängste geben. Händchen halten oder Küsse zwischen Mann und Frau sind in der Öffentlichkeit allerdings tabu.

In Indien hat man das Gefühl, dass der Mensch zählt und viel wichtiger ist, als Besitz, Wissen oder Status. Man wird zu den Familien nachhause eingeladen in arme oder reiche Haushalte mit einer Herzlichkeit, wie man sie sonst nicht kennt. Man freut sich, dem Gast das Haus zu zeigen, auch wenn es nur eine Lehmhütte mit einer Matratze am Boden ist.


In Indien nimmt man (un)willkürlich am Leben der Mitmenschen teil, unabhängig davon wie es ist. Es gibt weniger Barrieren, dahin vorzudringen und weniger Scham, darüber zu sprechen. Ich liebe diese indische Unverfälschtheit. „Es ist wie es ist.“

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