Dank meiner Arbeitskollegen wächst mein Wortschatz in der lokalen Sprache Malayalam rasant. In den Genuss des Sprachlehrers kommen dabei alle, die mir am Gang über den Weg laufen. Ich versichere mich dann, ob es draußen regnet oder ob sie gegessen haben (manchmal auch, ob sie gewaschen sind …es gibt da gewisse Ähnlichkeiten im Vokabular). Als der Kollege am Mittagstisch fragt, was ich esse und von mir „ich bin aus Potupara“ kommt, brechen alle in Gelächter aus. Abends verabschiede ich mich mit einem „Pinne kanam“ (bis bald) und es schallt mir ein „Tschüss“ entgegen.
Ramany mit ihrer Tochter |
Ramany, Sandra, Sini & Anju |
Ihren Blicken entgeht nichts. Jedes meiner Muttermale wurde schon inspiziert, jedes Paar Ohrringe unter die Lupe genommen. Täglich versuche ich, sie mit meinem Erscheinungsbild zu beeindrucken, doch sie geben – dankenswerterweise – immer neue Ratschläge, wie ich noch indischer aussehen kann. Neulich zaubere ich ein blaues Shirt aus dem Kasten, eine Rarität aus Wien, die indisch aussieht. In der Hoffnung auf ein bejahendes Kopfnicken stürme ich in ihr Zimmer und ernte Entsetzen. Statt auf das Shirt schauen sie auf meine Hose und kriegen große Augen. „Lots auf Problems“ urteilt die dreiköpfige Jury. Meine dunkelblaue Hose sei transparent und das Shirt viel zu kurz. Beschämt tapse ich aus dem Zimmer.
Kulturelle Faux-Pas sind aber nicht auf die Kleidung beschränkt. Als ich mir beim Essen genüsslich die Kichererbsen in den Mund stopfe, klopft mir Joseph auf die Hand. Die linke Hand verwenden die Inder nur auf dem Örtchen mit der Doppel-Null. Sofern Mädchen lange Fingernägel tragen, haben sie diese nur auf einer Hand.
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