Donnerstag, 5. Januar 2012

Besuch bei den Kleinbauern

PDS Organic Spices bezieht seine Gewürze ausschließlich von Kleinbauern, die in den Bergen unweit der Fabrik leben. Wenn die Gewürze in ihrer Rohform in der Fabrik einlangen und dann zum Trocknen in die Sonne gelegt werden, ist es eine Freude für die Sinne. Frischer Kurkuma, Ingwer und Pfeffer strotzen vor Vitalität und verbreiten herrliche Gerüche in und um das Firmengelände.

Heute gehen wir der Herkunft der Gewürze nach und besuchen Kleinbauern, die an PDS liefern, in ihren Bergdörfern. Anlass des Besuchs ist eine Trainingseinheit zum Thema „Haushaltsbudget“ für die Frauen einer Selbsthilfegruppe. Grundsätzlich haben Frauen wenig Einblick in die finanzielle Situation der Familie, da dieses Thema traditionell Männersache ist. Durch das Training bekommen die Frauen mehr Verständnis für Finanzen und können sich in der Gestaltung des Budgets einbringen.   
Um zur Selbsthilfegruppe zu gelangen, fahren wir mit der Rikscha 5 km auf der Hauptstraße, verlassen diese dann und gleiten fünfzehn Minuten den Hang hinunter. Schließlich endet die asphaltierte Straße und wir treten unseren dreißig minütigen Fußmarsch bergab an. Sandalen sind hier nicht das geeignete Schuhwerk und ich rutsche mehrmals aus.

 Kautschukgewinnung
Unsere Wanderung ist faszinierend – die Trainerin pflückt Kakaofrüchte, zeigt uns einen Nelken- und einen Muskatbaum. Endlich habe ich auch Gelegenheit, die Kautschukbäume unter die Lupe zu nehmen. Sie sind mehrfach schräg eingeritzt und werden zum Schutz vor Regen mit einem Plastik abgedeckt. Darunter ist ein Becher angebracht, wo die zähle Flüssigkeit hineintropft.


Kleinbauer bei der Arbeit

Wer Kautschukbäume auf seinem Land hat, kann sich glücklich schätzen. Ein Becher füllt sich innerhalb einer Stunde und ist etwa 200 Rupien (= 3,2 EUR) wert. Die Einnahmen der Bauern können stark schwanken. Es kann sich – abhängig von der Größe der Landwirtschaft und der Marktpreise - zwischen 1.500 und 10.000 Rupien (= 23 und 158 EUR) pro Monat bewegen. Wer an PDS verkauft, bekommt Mindestpreise garantiert und eine Fairtrade Prämie wird an die Bauernvereinigung gezahlt.

 
Selbsthilfegruppe beim Training

Angekommen am Trainingsort im Wohnzimmer eines einfachen Einfamilienhauses werden wir herzlich begrüßt und beginnen mit einem Gebet. Den Frauen macht die Planung ihres Budgets Spaß. In der Zwischenzeit arbeiten die Männer hinterm Haus am Steilhang. Bereitwillig zeigen sie alle „Schätze“, reichen Kardamom und Pfeffer und präsentieren die Kautschukmatten, wie sie zum Trocknen in der Sonne hängen, bevor sie am lokalen Markt verkauft werden. Das Ende des Trainings feiern wir mit süßem Reiskuchen und schwarzem Kaffee. Die Frauen packen mir zentnerweise Kuchen, Jamba-Früchte (sehr lecker) und Maniok zum Mitnehmen  ein. Von so viel Großzügigkeit bin ich völlig überwältigt.

Bäuerin mit Maniokpflanze
Am Rückweg wird mir bewusst, wie entlegen diese Familien wohnen. Gerüchteweise gehen sie nur einmal pro Woche den Weg hinauf zur Hauptstraße. Dort befinden sich ein winziger Ort und eine Bushaltestelle. Um etwas mehr als ein paar Kekse zu kaufen, muss man schon in den nächsten Ort fahren und vor Einbruch der Dunkelheit (gg. 18 Uhr) wieder zurück sein. Die Frauen haben von einem Tiger erzählt, der sich in ihrer Gegend herumtreibt und das Vieh frisst. Unter diesen Bedingungen bekommt das Alltagsleben eine völlig andere Bedeutung.

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